1 Römer Münzen Römische Republik
Münzen Römische Republik. Marcus Iunius Brutus und Publius Cornelius Lentulus Spinther, Aureus (8,23 g), 42 v. Chr. Av.: Securis, Cullullus und Secespita inmitten eines Perlkreises sowie Inschrift: BRVTVS. Rev.: Sitella und Lituus im Perlkreis sowie Inschrift: LENTVLVS / SPINT. Cr. 500/6; Biaggi 36; Sydenham 1309; Sear 197; fast vz, sehr selten, nur eines von sehr wenigen im Handel bekannten Exemplaren. Erworben am 12. September 1969 bei Spink & Son Ltd.
Deutsch:
Nachdem Gaius Iulius Caesar Mitte Februar 44 v. Chr. vonseiten des Senats das Amt eines Diktators auf Lebenszeit (dictator perpetuo) zuerkannt worden war, verhärtete sich die bereits bestehende politische Opposition gegen jenen Machthaber. Insbesondere Marcus Iunius Brutus und Gaius Cassius Longinus erzwangen daraufhin die Beschränkung der lebenszeitlichen Diktatur auf nur einen Monat, indem sie Caesar am 15. März desselben Jahres ermordeten. Dass Caesar nur wenige Tage zuvor als erster Römer und unter Nennung des neuen Titels sein Portrait auf den Avers seiner Denare hatte prägen lassen (Cr. 480/10), befeuerte die Meinung der Verschwörer, Caesar habe sich zum Tyrannen aufgeschwungen. Die Verschwörer ließen nachfolgend wiederum ihrerseits Münzen zu eigenen Ehren und Amtsgewalten anfertigen. Eine jener Münzen ist der vorliegende Aureus.
Obwohl es sich um eine Ausgabe des Brutus handelt, wurde dieser Aureus unter Publius Cornelius Lentulus Spinther, einem Legaten des Mitverschwörers Cassius, gemünzt, und Spinther entsprechend als Münzherr auf die Münze geprägt. Für beide Eingeprägten gilt, dass die auf der Münze dargestellten liturgischen Gerätschaften auf jeweils getragene öffentliche Ämter rekurrieren: Securis (Opferaxt), Culullus oder Simpulum (kleiner Becher / Schöpfkelle) und Secespita (Opfermesser) stehen für das Pontifikalamt des Brutus, das dieser in den späten 50er Jahren innehatte; Sitella (Opferkrug) und Lituus (Krummstab) erinnern an das Augurat, das Spinther 57 v. Chr. übernahm (zeitgleich war sein mutmaßlicher und homonymer Vater ordentlicher Konsul). Spinther war darüber hinaus 44 v. Chr. Quästor, und kandidierte ein Jahr darauf als Proquästor (in Vertretung eines Prätors) in Asien, bevor er Legat des Cassius wurde. Ein offener Gegner Caesars war er bis zu dessen Ermordung nicht, starb aber 42. v. Chr. als Cassius' Parteigänger in der Schlacht bei Philippi; auch Cassius überlebte Philippi nicht und Brutus starb nur zwanzig Tage darauf.
Spinthers übrige Münzprägung, die auf dem Revers diverser Denare des Cassius für ihn personalisiert wurde (bspw. Cr. 500/3), deutet darauf hin, dass Spinther die öffentliche Anerkennung mithilfe von Münzausgaben durchaus suchte. Sein auf dem Aureus (und anderen Münzen) mithilfe von Gerätschaften dargestelltes Augurenamt zeichnet sich in etwa durch den Lituus, einen gekrümmten Stab, aus, der den Auguren, den ‚Vorzeichendeutern', als Instrument diente, um Himmelsquadranten abzustecken und den Vogelflug auszuwerten. Bei diesem Amt handelte es sich um kein eigentliches Priesteramt, ebenso wenig wie bei dem von Brutus getragenen Amt des Pontifex, das eher einen sakralen Beamten mit regulativen Tätigkeiten als einen expliziten Priester bezeichnete. Dass mit diesen teilsakralen Ämtern aber womöglich eine gewisse Deutungshoheit angezeigt werden sollte, um den Caesarenmord als berechtigt zu propagieren, wäre eine denkbare Begründung für das Prägebild jenes Aureus bzw. die Kombination aus der Amtswürde des Brutus mit jenen des Vorzeichen deutenden Augurs. Dies auch, da es zeit- und prägegleiche Silberdenare (Cr. 500/7) als komplementäres Gegenstück zum Aureus gibt und ebenfalls im Jahr 42 v. Chr. Denare mit dem Portrait des Verschwörers Brutus (Cr. 508/3), der die Portraitprägung Caesars erst zwei Jahre zuvor noch als einen widerrechtlichen Tabubruch bewertet hatte.
Englisch:
After Gaius Iulius Caesar was granted the office of dictator for life (dictator perpetuo) by the Senate in mid-February 44 BC, the already existing political opposition to this ruler hardened. Marcus Iunius Brutus and Gaius Cassius Longinus in particular then forced the limitation of the lifetime dictatorship to just one month by assassinating Caesar on 15 March of the same year. The fact that Caesar had only a few days earlier become the first Roman to have his portrait embossed on the obverse of his denarii (Cr. 480/10) with the new title fuelled the conspirators' opinion that Caesar had become a tyrant. The conspirators in turn subsequently had coins made in their own honour and for their own official powers. One of these coins is the present aureus.
Although it is an issue of Brutus, this aureus was minted under Publius Cornelius Lentulus Spinther, a legate of the co-conspirator Cassius, and Spinther was accordingly struck on the coin as mint master. For both minters, the liturgical tools depicted on the coin refer to public offices: Securis (sacrificial axe), culullus or simpulum (small cup / ladle) and secespita (sacrificial knife) stand for the pontifical office of Brutus, which he held in the late 50s; sitella (sacrificial jug) and lituus (crooked staff) recall the augurate that Spinther assumed in 57 BC (at the same time his presumed and homonymous father was full consul). Spinther was also quaestor in 44 BC, and a year later ran for proquaestor (representing a praetor) in Asia before becoming legate of Cassius. He was not an open opponent of Caesar until his assassination, but died as Cassius' partisan in the Battle of Philippi in 42 BC; Cassius also did not survive Philippi and Brutus died only twenty days later.
Spinther's other coinage, which was personalised for him on the reverse of various denarii of Cassius (e.g. Cr. 500/3), indicates that Spinther certainly sought public recognition with the help of coin issues. His office of augur, depicted on the aureus (and other coins) with the aid of tools, is characterised by the lituus, a crooked staff, which served the augurs, the 'sign interpreters', as an instrument for marking out quadrants of the sky and evaluating the flight of birds. This office was not an actual priestly office, nor was the office of pontifex held by Brutus, which was more of a sacral official with regulatory activities than an explicit priest. However, the fact that these semi-sacred offices were possibly intended to indicate a certain interpretative authority in order to propagate the Caesarean murder as justified would be a conceivable reason for the imprint of that aureus or the combination of the official dignity of Brutus with that of the augur interpreting the omens. This is also because there are silver denarii (Cr. 500/7) of the same date and mintage as a complementary counterpart to the aureus and also denarii with the portrait of the conspirator Brutus (Cr. 508/3) in 42 BC, who only two years earlier had judged the minting of Caesar's portrait to be an unlawful breach of taboo.
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